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Gerberei Wittmann

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Markus Widmann war der letzte Gerber in der Gerberei Wittmann.

Die Erzeugung und Verarbeitung von Leder war für die Ausstattung von Fuhrwerken, Pferden, früh industriellen Betrieben, sowie Modeartikeln, wie Trachten, etc. unumgänglich. Seit 1775 sind drei Ledereibetriebe in Straßwachlen nachgewiesen, wobei die Gebrüder Orthner besonders hervorstechen. Dadurch bildete sich ein kleines Gerberviertel im Unterlauf des Hainbaches, dessen Wasser für die Ledereien von großer Bedeutung war. Allerdings starb im Unterlauf des Baches, wegen der verwendeten Gerbprodukte jegliches Lebewesen im Wasser ab. Die Innenhöfe der Gerbereien, in dessen Mitte sich noch zusätzlich eine Wachsbleiche angesiedelt hatte, bildeten eine Einheit und mussten Tag und Nacht, abwechselnd von den Knechten der Lederer und des Wachsziehers, vor dem Zugriff von Dieben geschützt werden.

Markus Widmann Pilot
Markus Widmann Sohn vom gleichnamigen Markus Widman.

Die Produkte waren aber nicht nur für Straßwalchen bestimmt, sondern wurden über Mattighofen nach Braunau und auf den Linzer Markt verkauft. Nach der Schließung der Gerberei wurde hier der Gasthof Weichenberger neu errichtet.

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Weberei

An diesem Ort befand sich 1857 die Weberei des Lorenz Mühlfellner. Nachdem die landwirtschaftlichen Betriebe sich im Mittelalter von der Eigenversorgung im Zuge des Merkantilismus auf spezielle Überproduktionen und deren Verkauf umstellten, wurde auf den meisten Äckern rund um Straßwalchen Flachs, zur Gewinnung von Garnen und Leinenstoffen angebaut. Insgesamt wurden im 19. Jhdt. im Gemeindegebiet von Straßwalchen 34 gewerbliche Webereien und im Zuge der bäuerlichen Hausproduktion 74 Garnerzeuger gezählt. Sogar die Spitzenklöppelei wurde in Straßwalchen betrieben und die Produkte mit Genehmigung der Hofkammer vom 26.August 1704 von Johann Salzhueber Bürger und Spitzkrämer in Straßwalchen aufgenommen. Zudem gab es in Straßwalchen eine Sockenstrickerei, die vielen Menschen Nahrung verschafft hat und großen Absatz fand. Speziell die kaiserliche Armee kaufte Unmengen von Socken, wegen der „vorzüglichen Erzeugnisse“ von den straßwalchner Betrieben.

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Karl-Haus

1760 erwarb Thomas Karl die gesamte Liegenschaft. Er verfügte nicht nur über die Bierzapfergerechtsame sondern auch eine Fleischhackergerechtsame. Kluger weise hatten sich alle Fleischhacker am unteren Lauf des Marktbaches anzusiedeln. Der Bach diente dabei den Metzgern für die Entsorgung von Schlachtabfällen usw.. Alles was nicht verarbeitetet werden konnte wurde im Bach, zur Freude der Fische entsorgt. Die Bürger hatten das Recht für ihren eigenen Bedarf im Bach Fische zu fangen. Ein Verkauf von Fischen war jedoch streng verboten. Eines der wichtigsten Erzeugnisse der Fleischhauer war aber der Unschlitt, welcher aus Rindertalg gewonnen und zu einer Art von Kerzen verarbeitet wurde. Sämtliche Behausungen wurden mit diesem Unschlitt so weit es ging beleuchtet. Was jedoch beim Abbrennen einen fürchterlichen Geruch verursachte. Kerzen aus Wachs waren den Kirchen, dem Adel und reichen Bürgern, alleine schon wegen der hohen Kosten vorbehalten. 1857 wurde das Haus im Zuge des Marktbrandes teilweise zerstört und neu errichtet.

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Handelshaus Gfrörer

Jakob Gfrörer dürfte der Nachfolger der Handlung von Martha Poschingerin gewesen sein. Er war zuvor als Commis des Hagenauer’schen Nachfolgers in Salzburg beschäftigt. Dort hatte er eines Tages aus gebrauchtem Papier, Tüten zu bilden. Es fiel ihm dabei ein Brief W.A. Mozarts aus der Faschingssaison von 1769 an ein unbekanntes Mädchen in die Hände, mit dem berühmten Schlusssatz,

„ich möchte wissen, aus welchen Grunde das Nichtstun von den meisten Jünglingen so hoch geschätzt wird, dass sie sich davon weder durch Worte noch durch Schläge abbringen lassen.“

Trotz dieser Lebensweisheit brachte es Gfrörer zum Ratsherrn und angesehenen Bürger in Straßwalchen.schaurecker Später wurde Die Handlung an die Familie Schaurecker verkauft. Vor dem Haus befand sich auch die erste Benzinpumpe für Automobile (Tankstelle) in Straßwalchen. Der Kaufmann Richard Schaurecker führte von 1968 bis 1982 als Bürgermeister Straßwalchen in das 20. Jhdt.

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Das Wappen

Auf Bitten des Richters und der Bürger verlieh Erzbischof Burkart von Salzburg am 3. März 1464 Straßwalchen ein Wappen, gehalten in Silber, mit einem schwarzen rechten Schrägbalken, belegt mit vier silbernen Hufeisentritten, die beiderseits von je drei silbernen Kieselsteinen in wechselnder Anordnung begleitet sind. Das Wappen ist das älteste Gemeindewappen im Lande Salzburg und untermauert damit, die historische Bedeutung von Straßwalchen. Bereits 1277 erfolgt die erste Nennung Straßwalchens als Markt (lat. „forum“). strawa1Die neuerlichen Marktrechte wurden 1462 ebenfalls von Erzbischof Burkart verliehen. Das Wappen bringt die Tatsache zum Ausdruck, dass der Markt seine Bedeutung seiner Lage an den wichtigen Verkehrsstraßen, Salzburg-Linz, Straßwalchen-Braunau und Straßwalchen-Mondsee, verdankt. Straßwalchen zählte unter den Landständen zu den sogenannten Urmärkten.

Färberhaus

Die von den Webern in großer Zahl erzeugten Stoffe mussten weiter verarbeitet werden. Eine entsprechende Färberei bestand schon seit längerer Zeit wird aber 1760 unter Christian Dicilla als Gerechtsame beurkundet, welcher auch Spitzenhändler war. Über hundert Jahre später, wurde die Färberei von der Familie Erlach betrieben. Die Stoffe wurden auf dem freien Platz vor dem Hause nach den einzelnen Arbeitsschritten getrocknet und mussten insbesondere während der Nacht vor Diebstählen gesichert und bewacht werden. Es ist nicht verwunderlich, dass das Nachtwächterhaus sich innerhalb dieses Geländes befand. Nach dem Färben wurden die Stoffe an den Linzer Markt geliefert oder nach Braunau zur weiteren Verarbeitung gebracht. Im letzteren Falle mussten die Stoffe schwarz gefärbt werden, weil diese hauptsächlich zu Talaren für Priester und sonstige Amtsträger in Salzburg verarbeitet wurden. Man darf nicht vergessen, dass zu dieser Zeit am Fest der Apostel Petrus und Paulus im Dom zu Salzburg mehr als 300 Weihen durchgeführt wurden. Dazu kamen die zahlreichen Ordensgeistlichen, Professoren, Diener usw. die ständig eingekleidet werden mussten. Auch die typische Kopfbedeckung der Straßwalchen, der aus Filz hergestellte Flache Krebsenschwanzhut war schwarz gefärbt.

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„Altes Rathaus“

1277 wird Straßwalchen erstmals in einer Urkunde als „forum“ (Markt) bezeichnet. Aus späterer Zeit wissen wir, dass die Bürger sich einen Rat frei wählen konnten und diese 6 Räte bestimmten wiederum den Marktrichter (Marktkämmerer). Nachdem Mitte des 14. Jhdt. der Markt neuerlich zerstört wurde, errichtet man in der Gotik ein Rathaus mit Erker zur Repräsentation für die Ratsherrn und als Zeichen ihrer Stellung und Würde. Ab 1646 wurden aber in Straßwalchen vom Landesherrn beamtete Pfleger eingesetzt. Dadurch verlor der Rat wesentlich an Bedeutung, außerdem wurde dem Pfleger ein eigener Amtssitz zugewiesen. Das alte Rathaus wurde von den Freiherrn Aham zu Wildenau übernommen und als Verwaltungssitz für einen Teil ihrer Besitzungen genutzt. Zudem verfügten diese im Haus damals schon über eine Bierzapfgerechtsame. Am 25.8.1759 übergab Baron Aham zu Wildenau dem Josef Doppler das Haus samt Gerechtsame, dass dieser und seine Nachfolger zu einer Brauerei ausbauten, die Ende des 19. Jhdt. den Betrieb einstellte. Trotz der mehrfachen Besitzwechsel präsentiert sich seither das Haus als respektabler Einkehrgasthof mit einem einmalig historischen Hintergrund.

„Schiffwirth“

Beim Marktbrand 1857 wurde auch der alte „Schiffwirth“ des Lorenz Baumgartner zerstört und wieder neu aufgebaut. Woher aber könnte der Name „Schiffwirth“ stammen, da der Hainbach doch niemals für Schiffstransporte geeignet war. Der Markt Straßwalchen war seit jeher für seinen überdurchschnittlichen Weinverbrauch bekannt. 1535 teilten die Straßwalchner König Ferdinand mit, dass ihnen seit längerer Zeit erlaubt worden sei, die Weine, die sie in Niederösterreich einkaufen, auf der Donau nach Linz zu führen. Einige fuhren aber an Linz bis Braunau vorbei und transportierten den Wein sodann auf dem Landweg über bayrisches Gebiet nach Straßwalchen um den Linzerzoll zu umgehen. Der Landeshauptmann von Oberösterreich untersagte dies dem Markt Straßwalchen bei strengster Strafe, da „der statt Lintz und anderen fleghken, so auf der lanndtstraßen glegn, abbruch“ geschehe. Der Weinstreit wegen der Schiffstransporte zog sich über hundert Jahre hin. Die Wirte durften schließlich durch kaiserliche Bewilligung Wein auf dem Wasser heimführen. So traf 1644 eine große Lieferung von 1200 Eimer Wein für einen „Gastgeben“ und seinen „Konsorten“ ein.

Post

Post

Am 25.10.1851 wurde das Postamt Straßwalchen als „Postexpidition mit Fahrpost“ unter Joachim Steller eingerichtet. Nachdem mehrmals die Amtsräume in verschieden Häusern untergebracht waren, kehrte das Postamt 1975 in den ursprünglichen Amtssitz zurück. Die tägliche Versorgung in der gesamten Gemeinde war wegen der geringen Post- und Packstücke anfangs nicht immer möglich, was ein Bericht des Bürgermeister von 1952 bestätigt, indem es heißt, dass die Postzustellung in Steindorf katastrophal ist und wöchentlich nur zweimal zugestellt wird. Der Fernsprechvermittlungsdienst wurde in Straßwalchen am 16.9.1912 aufgenommen.

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Das alte Grohhaus

War bis 1797 im Besitz der hochfürstlichen Verwalterfamilie Wölfl. Deren Sohn Josef war nicht nur ein Zeitgenosse, sondern auch ein Schüler und Freund der Familie Mozart und ließ sich von diesen zum Musikkünstler ausbilden. Josef Wölfl war zu seiner Zeit ein Star, galt als der Weltbeste Pianist und wurde auch von Franz Schubert bewundert. Er verkaufte sein Erbe an die Straßwalchener Bürgerfamilie Groh.

Johann Groh
Johann Groh

Die Ehegatten Groh  schenkten das Haus ihrer Tochter Amalia, welche den Schuldirektor und kaiserlichen Rat Josef Moosleitner ehelichte. Die Ehegatten Moosleitner setzten sich sehr für die Bevölkerung von Straßwalchen ein. Da die Ehe aber Kinderlos blieb, vererbten sie ihr gesamtes Vermögen 1937 den Kreuzschwestern mit der Auflage in diesem Haus einen Kindergarten, eine Nähschule sowie eine Krankenpflegeanstalt einzurichten. Am 15. November 1938 wurden die groh_hinten2Schwestern von den Nationalsozialisten vertrieben und das Haus von der NSV übernommen, welche wiederum am 3. Mai 1945 das Haus vor den anrückenden Amerikanern räumte.
groh_haus_hinten Bis 1962 betrieben die Kreuzschwestern in diesem Haus pflichtgemäß den Straßwalchner Kindergarten.