Kategorie-Archiv: Allgemein

Schrannenkapelle

Bereits während der Franzosenkriege ersuchten die Bürger von Straßwalchen um eine Erweiterung der Markrechte um den wirtschaftlichen Niedergang im Zusammenhang mit der Auflassung der Maut entgegen zu wirken. Am 9. November 1819, wurde wieder der Donnerstag-Wochenmarkt eingeführt und um eine „Schrannenmarkt-Berechtigung“ erweitert. Über derartige Berechtigungen verfügten nur die Städte Salzburg und Hallein. Aus einer alten Zeichnung ist bekannt, dass neben dem Schranken (Begrenzung des Schrannenmarktes) eine spätbarocke Steingußmadonna im freien die Schrannenbesucher begrüßte. Der spätere Besitzer Fekierer, er war der erste (Kracherl-) Limonadenerzeuger in Straßwalchen, integrierte die alte Figur in eine kleine Kapelle um sie vor Umwelteinflüssen zu schützen. Das Nebenstehende Roiderhaus wurde 1975 abgerissen und durch das Volksbankgebäude ersetzt.

buergerspital

Bürgerspital

Die Versorgung von alten und verarmten Mitbürgern, war schon alleine aus religiösen und sozialen Gründen immer ein wichtiges Anliegen der straßwalchner Bürger. Fast jeder Bürger hinterließ in seinem Testament üblicher Weise einen Teil seines Vermögens für die Armen, Witwen und Waisen. Der Rat von Straßwalchen erbaute 1782 als milde Stiftung das Bürgerspital, in dem gebrechliche, bedürftige und verwaiste Mitbürger auf Kosten der Gemeinde ihr Dasein verbringen konnten. Es war die zweitälteste Einrichtung dieser Art im Lande außer der Stadt Salzburg, nur Golling erhielt 1776 ein gleichartiges Institut. Zur Unterstützung der Armen und des Bürgerspitals gründeten die Straßwalchner 1856 unter dem Lederermeister Markus Widmann den Sylversterverein (derzeit der älteste Verein in Straßwalchen). Der jeweilige Vorsitzende erhielt den Ehrentitel des Armenvaters. Die Spenden werden noch heute bei einer Zusammenkunft am Sylvesterabend eingehoben und sodann als Unterstützung an die Armen verteilt.

Die Fronfeste

Die ehemalige Fronfeste wurde durch die Fronarbeit der Gefangenen errichtet. Natürlich befand sich darin auch das Gefängnis und fand das Gebäude als Amtshaus für den Marktrichter Verwendung. In der Fronfeste wurden nicht nur Menschen die der Malefiz (todeswürdigen Verbrechen) angeklagt wurden verwahrt sondern auch Folterungen vorgenommen. Nach Auflösung des Erzstiftes, wurde das Gebäude an den Gold- und Silberschmied August Hofmann verkauft der darin auch ein Uhrengeschäft betrieb. Die Fronfeste begrenzte den öffentlich frei zugänglichen Handelsplatz im Markt. Das Gefängnis wurde zuerst in das alte Mauthaus am Mayburgerplatz verlegt, später allerdings befand sich der Gemeindekotter im nicht mehr bestehenden Bürgerspital.

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„Schusterblasi“

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Hier enstand die Krämerei Johann Goldner, die dann von Sohn Eduard weitergeführt und erweitert wurde.

Beim „Schusterblasi“ brach am 18.8.1814 ein Brand aus, der den gesamten oberen Markt vernichtete. Die Folge davon war, dass für die neu zu errichtenden Häuser sowie für den gesamten oberen Markt umfangreiche Neuerungen zur Brandverhütung eingeführt wurden. Der Abstand der Häuser musste beidseitig der Straße vergrößert werden. Die Straße wurde in zwei Fahrbahnen geteilt und in der Mitte wurden Bäume gepflanzt um im Brandfall einen Funkenflug von einer Straßenseite zur anderen zu erschweren. Die Dächer mussten zusätzlich durch Brandmauern geschützt werden. Die Hausmauern durften nicht mehr direkt aneinander stoßen, was einen Zwischenraum zwischen den Objekten ergab.

Goldner Eduard
Goldner Eduard

In den dadurch entstandenen Verschlägen hatte jeder Hausbesitzer Leitern und Ledereimer zur Brandbekämpfung jederzeit bereit zustellen. An den Ecken hatte nach altem Herkommen durch kleine Fenster die Sicht auf die vorstehenden Häuser gewährleistet sein müssen, wodurch die Häuser stufenförmig versetzt wurden. Diese alten Vorschriften prägen bis heute das Bild des oberen Marktes.

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Raiffeisenkasse

An dieser stelle stand ehemals der Gasthof Hörtnagl, später Bahn, zu dem auch eine Metzgerei gehörte. Das Gebäude samt zwei angrenzenden raiba_neuHandwerkerhäusern wurde von der Raiffeisenkasse aufgekauft und sodann 1967/68 durch dieses neue Bank- und Geschäftsgebäude ersetzt. Als zweite Raiffeisenkasse im Flachgau entstand am 3. November 1895 der „Spar- und Darlehenskassenverein für Straßwalchen“.raiba_neubau Den ersten Impuls zu diesem Verein gab Pfarrer Josef Huber 1894. Nachdem aber Pfarrer Huber nach einigen Monaten plötzlich verstorben ist, griff sein Nachfolger Pfarrer Johann Aigner diese Idee neuerlich auf und gründete mit 36 Straßwalchner Landwirten, Gewerbetreibenden und weiteren Persönlichkeiten aus der Gemeinde den Verein deren erster Obmann er auch wurde. raiba_tel
Als erstes Geschäftslokal diente der Pfarrhof wo am Sonntag und Donnerstag die Gemeindebürger ihre Bankgeschäfte erledigen konnten.

Pfleghaus

Altes Pfleghaus

Nachdem 1637 das letzte Taiding (Gericht) auf der Schranne Hochfeld abgehalten war, wurde ein neuer Sitz für das Pflegericht notwendig. 1646 errichtete daher der erste ständige erzbischöfliche Pfleger, Johann Barbaritsch, in diesem Haus das „Amt Hechfeld“ in Straßwalchen. Er verkauft seine Behausung 1650 der erzbischöflichen Hofkammer zur Verwendung als Pfleggericht. Einer der großen Hexenprozesse im Land Salzburg hat 1678 in diesem Haus begonnen und endete mit vier traurigen Verbrennungen, obwohl die Unschuld der Verurteilten als erwiesen galt. Beim großen Marktbrand 1721wird das Gebäude neben 100 anderen Häusern ein Raub der Flammen. Bereits 1722 wurde von Fürsterzbischof Franz Anton von Harrach ein neues Gebäude errichtet und mit einem Wappen versehen. Dieses ist heute am Marktplatz 1 zu besichtigen. Das Haus gehörte sodann der Bürgerschaft. In dem Haus wurden neben den notwendigen Diensträumen und Dienstwohnungen auch zwei Schulklassen eingerichtet. Von 1766 – 1768 arbeitete der mit der Familie Mozart befreundete Franz Anton von Sonnenburg in diesem Haus als Akzessist und wurde in dieser Zeit von der Familie Mozart auf ihren Reisen besucht. Der letzte Pfleger Franz Perp verließ 1801 seinen Posten, das Pfleggericht wurde dem Gerichtsbezirk Neumarkt zugeschlagen. Das Haus gelangte in Privatbesitz. Damit endet die wechselvolle Geschichte der Gerichtsbarkeit in Straßwalchen. Das alte Pfleghaus wurde mehrmals zu einem Bürger und Geschäftshaus aus und umgebaut.

 

Hierl-Bräu

Der letzte Bräuer Johann Kriechbaum stellte 1916 den Braubetrieb ein, nachdem er zuvor den Betrieb von Michael Hierl übernommen hatte. Das Brauwasser wurde von einer Quelle aus Stadlberg herangeführt. Zum Betrieb gehörte auch ein alter Steinkeller in der Schwemm, der die Bierfässer über den Sommer kühl hielt. Am Hauseingang weisen zwei eiserne Kanonenkugeln auf die Zeit der Franzosenkriege hin. Am 17. Dezember 1800 begann die französische Armee in den napoleonischen Kriegen den Markt Straßwalchen sturmreif zu schießen. Von Stadlberg aus wurden mit 10 Haubitzen über 200 Kanonkugeln auf den Markt gefeuert. Wie durch ein Wunder brach trotzdem kein Brand aus, aber den Marktbürgern standen die großen Prüfungen erst bevor. Die Durchmärsche der österreichischen Truppen wechselten sich mit den Franzosen ab. Es blieb immer eine Frage wer mehr wütete, die Bevölkerung bedrängte und ausbeutete. Viele Menschen suchten in den nahen Wäldern immer wieder Schutz vor den durchziehenden Truppen. Plünderungen, Raub, Misshandlungen, Vergewaltigungen bis hin zum Mord standen auf der Tagesordnung. Bis 1810 hatte der kleine Markt Straßwalchen unglaubliche 30.000 Soldaten zu beherbergen und zu versorgen. Keine andere Ortschaft im Land Salzburg erlitt während diesem Krieg eine derart grauenhafte Zeit.

postwirt

Postwirt

Im Jahre 1747 führte Erzbischof Andreas von Dietrichstein den regelmäßigen Postverkehr nach Linz ein. Entlang dieser Straße wurden Posstationen eingerichtet. In Straßwalchen gab es nur eine Haltestation, die Pferde auf der Strecke Wien – Salzburg wurden 13 mal gewechselt, so in Frankenmarkt und Neumarkt. Natürlich war damit traditioneller Weise ein Gasthof und meist auch eine Metzgerei verbunden. Im Sommer 1825, traf der Komponist Franz Schubert auf seiner Sommerreis in Straßwalchen ein und schrieb darüber, „..Den anderen Morgen kamen wir über Straßwalchen und Frankenmarkt nach Neumarkt, wo wir Mittag machten. Diese Oerter, welche schon im Salzburgischen liegen, zeichnen sich durch eine besondere Bauart der Häuser aus. Alles ist beinahe aus Holz. Das hölzerne Küchengeschirr steht auf hölzernen Stellen, die außen an den Häusern angebracht sind, um welche hölzerne Gänge herumlaufen. Auch hängen allenthalben zerschossene Scheiben an den Häusern, die als Siegestrophäen aufbewahrt werden aus längst vergangenen Zeiten; denn man findet die Jahreszahlen 1600 und 1500 häufig. …“.

schwein

„Die Fleischbank“

Die geschichtliche Entwicklung des Metzgerberufes ist durch Dokumente und archiviertes Quellenmaterial recht umfassend nachvollziehbar. Über Fleisch ist von der Obrigkeit so viel festgesetzt worden, wie bei kaum einem anderen Lebensmittel. Die besondere Positionierung des Metzgers – auch im vergleich zu anderen Berufsgruppen – festigte sich über Jahrhunderte. Im Markt Straßwalchen gab es durchgehend über die Jahrhunderte 4 Metzgereien. So wie bei den Bäckern kam es immer wieder zu Streitigkeiten mit den bayrischen Metzgern, die ihre Waren ebenfalls im Ort zum Verkauf anboten. Mit allerhöchster Erlaubnis des Erzbischofs aus dem Jahre 1654, wurde den Metzgern von Straßwalchen auch die Errichtung einer „Fleischbank“ zur Kontrolle und Regelung der Gewichte und Fleischqualität, sowie zum gemeinsamen Feilbieten ihrer Produkte erlaubt. Selbst derr Viehbestand für den Verbrauch wurde im Marktrecht genau geregelt und reglementiert. Diese Bestimmungen wurden erst 1848 aufgehoben. Seit dieser Zeit betrieben dann verschiedene Eigentümer an diesem Standort sowohl eine Metzgerei als auch ein Gasthaus.